Man hat es eh schon dort und da gehört, jetzt ist es fix: Heidi Horten eröffnet ihr eigenes Museum, in der Wiener Innenstadt. Der Grundstein für Hortens Vermögen erscheint zwar problematisch (als voriges Jahr Teile der Sammlung im Leopold Museum gezeigt wurden, habe ich hier schon darüber geschrieben). Aber hej: eine Kunstsammlerin! Es gibt eh so wenige Frauen, die Kunst sammeln, die Öffentlichkeit kennt kaum welche. So sagt auch Agnes Husslein, die Direktorin des Museums wird, in einer Presseaussendung: „Es gibt in Wien und auch in Österreich wenige Privatsammlungen, die öffentlich zugänglich gemacht werden. Damit ist das Engagement Heidi Goëss-Hortens noch höher zu bewerten. Zudem setzt sie hier auch als Frau und Museumsgründerin ein Signal in einer vielfach männlich dominierten Sammlerwelt.“
Signal, aber welches?
Doch welches Signal setzt Heidi Horten in der „vielfach männlich dominierten Sammlerwelt“ eigentlich? Am Ende der Meldung erfährt die Leserin mehr über die Kunstwerke selbst: „Die Sammlung bietet einen repräsentativen Querschnitt der internationalen Kunstgeschichte von der klassischen Moderne bis zur Gegenwart mit folgenden Schwerpunkten: deutscher Expressionismus mit Meisterwerken von Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel, Emil Nolde und Max Pechstein, abstrakte Werkblöcke von Cy Twombly, Mark Rothko, oder Ernst Wilhelm Nay sowie die amerikanische Pop-Art mit Vertretern wie Andy Warhol, Jean-Michel Basquiat oder Roy Lichtenstein. Die internationale Ausrichtung der Sammlung wird durch bedeutende Werke von Marc Chagall, Georg Baselitz, Francis Bacon, Fernand Leger, Gerhard Richter, Yves Klein, Lucio Fontana oder Damien Hirst untermauert.“

Wo bleibt Marianne von Werefkin?
Habt ihr in dieser Aufzählung einen einzigen weiblichen Namen gelesen? Ich nicht. Oder hab ich ihn übersehen? Tu ich Heidi Horten unrecht, und in Wirklichkeit strotzt ihre Sammlung nur so von Werefkins, Modersohn-Beckers, Höchs, Krasners, Mitchells, Axells, Lassnigs und Genzkens? Die Ausstellung im Leopold Museum ließ jedenfalls nicht vermuten, dass hier ein Frauenanteil schlummere, der höher als, sagen wir, zehn Prozent ist; diese Presseaussendung auch nicht.
Wenn nun eine Frau in einer „vielfach dominierten Sammlerwelt“ mit einer Sammlung, die selbst unglaublich männlich dominiert ist, in Erscheinung tritt: Was suggeriert das? Richtig: Dass es zu wenige Künstlerinnen gibt, deren Werk es wert ist, gesammelt zu werden. Wenn jemand einfach sammelt, was teuer und wiedererkennbar ist, dann sind da halt tatsächlich – noch! – nicht so viele Künstlerinnen dabei. Weil der Kunstmarkt sie – noch! – benachteiligt. Aber, verdammt noch mal, es kann keinen „repräsentativen Querschnitt der internationalen Kunstgeschichte“ geben, in dem kein einziger weiblicher Name genannt wird. Das erscheint mir mittlerweile ausgeschlossen.

Marktfeminismus
Also bitte: nicht zuerst Künstlerinnen ignorieren und dann die feministische Karte spielen. Das ist Marktfeminismus, wie ihn Andi Zeisler für die Popkultur so super beschrieben hat, und zwar übelste Sorte. Und nein, man muss als Feministin nicht mit allem einverstanden sein, was andere Frauen machen.
Liebe Sina, von welcher Künstlerin sprichst du denn?
Liebe Grüße,
Nina
Hallo,
Wer kann das schon von sich behaupten, ein eigenes Museum zu eröffnen. Da kann man nur gratulieren. Tolle Kunst und eine sehr sympathische Künstlerin. Spannender Artikel. Danke dafür!
Liebe Grüße
Sina
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