Kauft Malerei von Alten Meisterinnen!

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Wenn ich ganz, ganz viel Geld hätte, so viel wie eine Hedgefondsmanagerin oder eine Francesca Habsburg, dann würde ich es nicht in einen Gerhard Richter stecken und schon gar nicht einen Jeff Koons. Denn mit den Summen, die ein Bild oder eine Skulptur von diesen Herren schon mal kostet, könnte ich ein ganzes Museum aufbauen, das nur aus Arbeiten von Künstlerinnen besteht. Denn selbst die Alten Meisterinnen sind noch immer vergleichsweise günstig.

 

Sofonisba Anguissola
Sofonisba Anguissola, Porträt von Giuliano II. Cesarini im Alter von 14 Jahren mit einem Pagen © Dorotheum

Wie lange das wohl noch so bleiben wird? Wenn jetzt die Museen verstärkt Ausstellungen der Barock- und Renaissancemalerinnen zeigen, werden wohl auch die Preise anziehen. Vor ein paar Monaten habe ich für die Weltkunst ein paar Expertinnen aus Auktionshäusern dazu interviewt. Eine von ihnen, Karoline Weser von Koller in Zürich wies mich auf Clara Peeters hin, eine niederländische Stilllebenmalerin. „Wenn Künstlerinnen in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt werden, steigert das natürlich die Nachfrage. Zuletzt sahen wir das bei der Ausstellung von Clara Peeters im Prado: Wir hatten danach ein Werk in einer Auktion, das sehr gut verkauft wurde, viel besser noch als vor einigen Jahren.“ Nur wenige Wochen nach unserem Gespräch stellte Peters übrigens einen neuen Preisrekord auf; ein Stilleben mit Blumen wurde bei Sotheby’s für 720.000 Euro, inklusive Zuschläge, verkauft. Bei Koller versteigerte man 2016 ein Gemälde von Michaelina Wautier, einer flämischen Barockkünstlerin: Der untere Schätzwert lag bei 6.400 Euro, weggegangen ist es dann für 440.000 Euro, all inclusive. Was sicher damit zu tun hatte, dass ihre Werke für eine Ausstellung im MAS in Antwerpen neu aufgearbeitet wurden. Und anscheinend, hab ich gehört, gibt es da in den USA eine Sammlerin, die sich sehr für sie interessiert. Ob sie wohl auch das Bild bei Van Ham gekauft hat? Das war auf 60.000 bis 80.000 geschätzt und ging dann für fast 500.000 weg, mitsamt Zuschlägen. Erstaunlich.

Michaelina Wautier
Michaelina Wautier, Porträt von Martino Martini, jesuitischer Missionar in China. 1654, © zvg Koller Auktionen

Doch ebenso erstaunlich, dass so manche – eh schon längst kanonisierte – Künstlerinnen noch immer nicht besonders viel kosten. Wer etwas von der grandiosen Renaissancemalerin Sofonisba Anguissola kaufen möchte, ist für vergleichsweise wenig Geld dabei. Es gab auch teurere Gemälde bei den Auktionen, aber dann war da zum Beispiel dieser „Goldschmied“ im Dorotheum, der 93.000 Euro kostete. Ein hinreißendes Gemälde von Judith Leyster, auf dem ein Jüngling sehnsüchtig in einen Krug guckt, kostete bei Sotheby’s vor zwei Jahren 150.000 Euro.

Sofonisba Anguissola
Sofonisba Anguissola, Porträt eines Goldschmieds, 1566 datiert, © Dorotheum

Wobei, das sind schon die absoluten Großkaliber, nicht irgendwelche siebten Zwerge von links. Die kostspieligste Altmeisterin ist anscheinend Artemisia Gentileschi. Ihre „Santa Caterina d’Alessandria“ erzielte im Vorjahr in Paris 1,85 Millionen Dollar, das teuerste je in einer Altmeister-Auktion versteigerte Werk einer Künstlerin. Das Dorotheum versteigert am 23. Oktober ein bemerkenswertes Bild von ihr, eine Lucretia, geschätzt auf 500.000 bis 700.000 Euro. Der untere Schätzwert ist ein Zweiundachtzigstel – also ein bisschen mehr als ein Prozent – von Gerhard Richters „Abstraktem Bild“, das 2015 für 41 Millionen Euro versteigert wurde. Da würde ich dann lieber 82 Gentileschis als einen Richter nehmen. Also, wenn ich ganz, ganz viel Geld hätte.

Artemisia Gentileschi, Lucretia
Artemisia Gentileschi, Lucretia, © Dorotheum

 

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