Werk ohne Autor – Frau ohne Persönlichkeit

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„Die Frau ist nur sexuell, der Mann ist auch sexuell.“ Zum Sexismus im Film „Werk ohne Autor“.

 

 

Florian Henckel von Donnersmarck hat „Werk ohne Autor“ vollgestopft mit Klischees über die Kunst. Gut, das ist meistens so bei Filmen über Künstler, über Künstlerinnen sowieso. Doch was die Sache noch übler macht: Diese Arbeit, die 190 Minuten dauert, propagiert ein Frauenbild anno 1950. Schon in den ersten Minuten wird das deutlich. Die Frau, die Klavier spielt, muss natürlich nackt sein. Es ist die Tante des Protagonisten, hier heißt sie Elisabeth. Sie ist das Pendant zu Richters Tante Marianne, die später von den Nazis ermordet werden sollte. „Sieh nicht weg“, spricht diese Elisabeth zu dem verwirrten kindlichen Richter alias Kurt Barnert, während sie ihren wunderschönen Körper in aller Pracht und Herrlichkeit präsentiert. Zuvor hat Barnert sein Köpfchen in ihren Schoß gelegt, die Kamera ruhte lang am Dekolleté, wie schön für den männlichen Blick.

Schaut immer zu ihrem Mann auf: Paula Beer als Ellie Seeband (Foto: Disney)

Dann: eine Gebärende, das Kind kommt nicht und nicht daher. Der Nazidoktor, ganz kühl, ein hervorragender Diagnostiker, weiß sofort, was zu tun ist. Die Frau schwafelt irgendwas von einer Wahrsagerin daher. Wir sehen: Mann = rational, Frau = irrational. Später führt ein Künstlerkollege, offensichtlich Günter Uecker, den staunenden Neuankömmling durch die Düsseldorfer Kunstakademie. Eine sexy Biene, wie man das damals wohl nannte, schlitzt theatralisch Leinwände auf. Das habe Lucio Fontana zwar schon vor Jahren gemacht, sagt der Freund, aber: „Katrin hat schöne feste Brüste, daher lassen wir sie!“ Ob es wohl wirklich so sexistisch dort zuging damals? Wenn ja: Muss man das derart affirmativ darstellen? Und zu welchem Zweck? Was ist die Message?

Doch am schlimmsten hat es in „Werk ohne Autor“ die Freundin, später Ehefrau Barnerts erwischt. Ema Eufinger, die in Wirklichkeit wahrscheinlich ziemlich toughe Designerin, existiert als Film-Elli nur durch ihren Mann und ihren Körper. Eine Geschichte um eine Abtreibung und daraus resultierende vermeintliche Unfruchtbarkeit wird da lang und zäh ausgewalzt. „Deine Bilder werden unsere Kinder sein, ja?“, fragt Elisabeth, gespielt von Paula Beer, unter Tränen ihren Mann. Aus sich selbst heraus kann eine Frau ja wohl keinen Lebenszweck ableiten. Fortan sieht man Ema nur noch nackt, geduldig wartet sie im roten Mieder auf ihren Gatten, der leider gerade einen uninspirierten Tag und infolgedessen kein gesteigertes Interesse an Sex hat. Doch dann schlägt der Genieblitz ein und es wird gevögelt, dass es eine Freude ist! Später kommt dann doch noch ein Baby. Dann darf sie im adretten Kostüm, den Nachwuchs am Arm, ihrem erfolgreichen Geniekünstler zuwinken.

Werk ohne Autor
Frau im Schatten: Ellie (Paula Beer) mit ihrem Mann Kurt Barnert (Tom Schilling). Foto: Disney

Diese Künstlergattin taugt bloß als Sexobjekt und Mutter. Jede andere Nebenrolle ist liebevoller gezeichnet als sie, die eigentlich keine eigene Persönlichkeit besitzt. „Das absolute Weib hat kein Ich.“ Otto Weininger schrieb das, 1903 in „Geschlecht und Charakter“. Passt eigentlich ganz gut zu diesem Film. Wie auch das eingangs erwähnte Zitat aus demselben Text.

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